Pilotversuche mit sozio-ökologischem Mehrwert
Das deutsch-indische Start-up „Nunam“ baut drei E-Rikschas für den Einsatz auf Indiens Straßen. Das innovative Herzstück der E-Rikschas sind die Stromspeicher, in denen Batteriemodule von Audi e-trons verbaut sind. Dabei handelt es sich um Batteriemodule aus der Audi e-tron-Testwagenflotte, die hier in den e-Rikschas ein zweites Leben bekommen.
31.10.2022 – Lesezeit: 5 min
Geplant ist, die E-Rikschas Anfang 2023 einem Projektpartner in Indien für ausgewählte Pilotnutzerinnen zu übergeben. Neben den E-Rikschas baut Nunam auch Ladestationen mit Second-Life-Stromspeichern für ebendiese. Die Module in den Ladestationen speichern den tagsüber erzeugten grünen Solarstrom zwischen, bis die E-Rikschas abends wieder von ihrem Einsatz zurückkommen und aufgeladen werden müssen. Der Solarstrom für die Batteriemodule wird aus Solarpanels gewonnen, die auf den Dächern des örtlichen Projektpartners angebracht sind. So entsteht ein ausgeklügeltes Kreislaufsystem, das eine nachhaltige Mobilität garantiert: Zum einen werden die Batteriemodule für die stationären bzw. mobilen Stromspeicher zweitverwendet. Gegenüber Recycling hat diese Zweitverwendung den großen Vorteil, dass die Batteriezellen und -module nicht aufwändig in ihre Rohstoffe zerlegt werden müssen, um anschließend wieder energieintensiv neue Zellen zu produzieren. Zum anderen fließt Solar- statt Kohlestrom in die Ladestation für die E-Rikscha. Gerade in Indien bietet sich die Verwendung von Solarstrom an, da dort die globale Sonneneinstrahlung deutlich höher als in Europa ist.
Bereits in einer früheren Projektphase unterstützte Nunam Frauen, indem es in einem Community Center der gemeinnützigen Organisation SVYM Second-Life-Stromspeicher zur Netzstabilisierung installierte. Mit diesen wurden die Nähmaschinen von Näherinnen vor Ort störungsfrei betrieben. Aufgrund der häufigen Stromausfälle mussten die Näherinnen immer wieder ihre Arbeit an den Nähmaschinen unterbrechen, was zu einem langen Arbeitstag und einer geringen Produktivität führte. Die Stromspeicher ermöglichen es ihnen heute, technisch unterbrechungsfrei ihrer Arbeit nachzugehen. Sie stellen nun an einem kürzeren Arbeitstag mehr Saris her als zuvor.
Energie, Mobilität, Empowerment: Ein Pilotprojekt in Indien
Im Jahr 2024 wurden zwei elektrisch betriebene Rikschas im Rahmen eines Pilotprojekts an ausgewählte Nutzerinnen in Indien übergeben. Begleitet wird das Projekt von einer innovativen Ladeinfrastruktur, die auf Second-Life-Batteriespeichern basiert. Diese Speicher laden sich tagsüber mit grünem Solarstrom auf, der durch Solarpanels auf den Dächern eines lokalen Partners erzeugt wird. Abends, wenn die E-Rikschas von ihren Fahrten zurückkehren, steht ihnen dieser nachhaltig erzeugte Strom zum Aufladen zur Verfügung.
Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Kreislaufansatz: Statt Altbatterien energieintensiv zu recyceln, werden sie in stationären Speichern weiterverwendet – ein ressourcenschonender und klimafreundlicher Weg. Gleichzeitig ersetzt Solarenergie den in Indien noch weit verbreiteten Kohlestrom. Dank der hohen Sonneneinstrahlung vor Ort ist Solarstrom besonders effizient und bietet enormes Potenzial für eine nachhaltige Energieversorgung.
Doch das Projekt geht über ökologische Aspekte hinaus: Es stärkt gezielt Frauen in ländlichen Regionen. Diese erhalten die E-Rikschas, um ihre Waren künftig selbst zum Markt transportieren zu können. Bislang sind sie oft auf Zwischenhändler angewiesen, die durch ihre marktbeherrschende Stellung die Preise diktieren – zum Nachteil der Produzentinnen. Besonders Frauen, die in Indien häufig für die Feldarbeit verantwortlich sind, leiden unter dieser Abhängigkeit.
Durch die neue Mobilität gewinnen sie nicht nur an Unabhängigkeit, sondern auch an wirtschaftlicher Selbstbestimmung. Der direkte Zugang zum Markt ermöglicht bessere Einnahmen und eröffnet langfristig neue Perspektiven – für mehr finanzielle Stabilität und aktive Mitgestaltung am gesellschaftlichen Leben.